Wenn der Wald „honigt“

Lange ist es her, dass ich mich gemeldet habe bei euch. Corona hat auch unser Dorf lahmgelegt. Keine Gäste konnten uns besuchen. Unsere Restaurants und Gasthöfe geschlossen, Beherbergungsbetriebe ebenfalls.

Doch jetzt erstrahlt unser schönes Dorf wieder sommerlich und blühend. Ja blühend! Ist euch auch schon aufgefallen, dass immer mehr Landwirte einzelne Wiesenstriche bewusst nicht mähen? Merkt ihr auch diesen neuen Trend der Achtsamkeit? Dieses Gefühl der Naturverbundenheit ist (auch Dank Corona) endlich angekommen.

Das freut ganz besonders die Imker und deren Bienenvölker.

In Anthering gibt es nahezu 20 Imker und Imkerinnen, deren Freude an diesen fleißigen Tieren spürbar wird, sobald man mit ihnen spricht – also mit den ImkerInnen. J

Bienen unterhalten sich auch – aber bleiben damit unter sich. So eine Biene fliegt bis zu 3 km im Umkreis, um den besten Nektar zu sammeln. Und in einem Bienenleben fliegt sie knapp 3 mal um die Welt. Dabei ist ihr ein Flug nur dann möglich, wenn es über 10 Grad Temperatur hat. Also im Winter ist nix mit Fliegen. Hat sie eine gute Stelle gefunden, um das wertvolle Gold einzusammeln, verständigt sie ihre Kolleginnen mit einem „Schwänzeltanz“. Wie sie damit anzeigt, wo sie grade war, was sie gefunden hat, und wie weit diese Stelle entfernt ist: für mich ein Rätsel – aber wenn die Blüte für gut befunden wird, kommt es schon vor, dass auch ein und dieselbe Biene diese Stelle mehrmals anfliegt.

Den ersten Imker den ich mir zum Gespräch eingeladen habe – ist mein lieber Opa, der Hans Maier. Viele Jahrzehnte hatte er Bienenstöcke. Bis zu 20 Völker sagt er! Er erzählt von früher, da wurde das Gras nicht so oft gemäht wie heute. Da hatten die Bienen viel zu tun, und der Ertrag für den Imker war reichlich. Es gab Zeiten da durfte er jede Woche Honig schleudern – so fleißig waren seine Bienenvölker.

Heute beschränkt sich das große Angebot auf das Frühjahr. Die Bäume blühen, der Löwenzahn ist üppig auf den Wiesen zu sehen. Wenn der Bärlauch blüht, und die Bienen sich daran laben, schmeckt man das sogar am Honig – so intensiv ist hier das „Ausgangsmaterial“. Und: Der Wald „honigt“ – das war mir neu. Die Bienen ernten sozusagen nach der Arbeit einer Blattlaus, die Bäume „anknabbert“ – so nennt das der Hans.

Was den Hans freut ist, dass in Anthering sehr viel für den Schutz der Bienen getan wird. Besonders in der Antheringer Au, wird mit Bedacht darauf geachtet, dass es genug blühende Pflanzen gibt. Gemäht wird nur, was unbedingt notwendig ist. Im Ort ist es besonders der Kräutergarten der ein nicht enden wollendes Reservoir an duftenden Blüten bietet.

Besonders interessant fand ich, dass die Bienen in den Städten auch viele Blumen finden. Grund dafür sind vor Allem die Friedhöfe. Hier blüht immer was. Und die umliegenden Gärtnereien bieten auch viel an, für die Bienen. Auch angelegte Gärten wie der Mirabellgarten im nahen Salzburg, oder die wunderschön bepflanzten Kreisverkehre der Stadtgärtnerei sind geeignete Anflugstellen für die Bienenvölker. Uns so mancher Bienenstock ist deshalb auf Balkonen zu finden – mitten in der Stadt.

Je mehr mir der Hans erzählt, desto begeisterter bin ich von den Bienen. Und er schickt mich zum Simon Gschaider, er könnte mir auch noch viel über die Imkerei sagen.

Der Simon hat seine Bienenvölker in Ried, einem höher gelegenen Ortsteil von Anthering. Und auch er spricht vom Wald der „honigt“ – es werden die Siebröhren der Tanne von Blattläusen angestochen, der Saft der dann reichlich entsteht, ist bei den Bienen begehrt. Es ist Teamwork – die Laus sticht, die Biene erntet. Auch Blätter von Bäumen geben Honigtau ab, der gesammelt wird.

Bienen nehmen den Saft von Bäumen oder/und den Nektar von Blüten mit in den Bienenstock, und zwar im sogenannten Honigmagen. Und das klingt jetzt komisch – die Biene spuckt sozusagen über den Rüssel den Saft wieder aus. Nämlich in die Wabe – und dort wird dann verdeckelt – mit einem Kittharz, das die Biene auch von den Bäumen mitbringt. Bekannt als unser PROPOLIS. So heißt es erst, wenn die kleine fleißige Arbeitsbiene es dazu gemacht hat.

Was für uns sichtbar ist – sind POLLEN an den Beinen der Biene. Das ist das Futter für die Jungen. Gesund für die Menschen – aber schwer für uns zu bekommen.

Jeder Imker pflegt seine Schwärme, und kennt auch deren Eigenheiten. Simon sagt, es gibt Tage, da kommt er ihnen lieber nicht zu nahe. Wenn das Wetter nicht passt, oder er selbst beim letzten Besuch unruhig war, dann merkt er das am aggressiven Verhalten der Bienen. Dann geht er auch schon mal mit Stichen heim.

Zu tun gibt es immer was im Bienenstock.

Besonders ein aktives Bekämpfen der Varroamilbe ist inzwischen Pflicht jedes Imkers. Wichtig ist, den Umgang damit zu Erlernen.

Und wenn es mal nichts zu tun gibt – dann schaut Simon einfach den Bienen zu – und lernt dabei immer wieder über das Verhalten der Tiere.

Simon erzählt von Arbeitsbienen, Wächterbienen, Drohnen und einer Königin. Die Aufgaben sind ganz genau aufgeteilt. Die Arbeitsbienen putzen, fliegen aus und bringen die kostbare Fracht zurück (Kittharz, Nektar und Pollen). Und sie pflegen die Brut. Der „faule Willi“ kommt nicht von ungefähr – die Männer tun so gut wie nix! Lassen sich füttern, fliegen nur zum Begatten aus – und das war es schon mit dem Drohnenleben. Die Königin oder auch Weisel, ist das einzige geschlechtsreife Tier im Stock und legt die Eier.

Was ich nicht wusste es gibt Sommerbienen (Lebenserwartung 3 Wochen) und Winterbienen – sie leben bis zu einem halben Jahr.

Erfreulich ist eine neue Förderung des Landes Salzburg – für kleinere Wiesen, die nicht gemäht werden. Diese Maßnahme greift auch bei uns in Anthering, zur Freude der Bienen.

Ich sag euch was, diese Imker haben ein Wissen, dass mich unglaublich beeindruckt. Hört mal zu, wenn ihr bei uns in Anthering seid. Bleibt einfach stehen, wenn ihr einen Bienenstock seht, die Imker werden euch gerne erzählen, was es zu tun gibt. Die Leidenschaft Bienen / Honig / Brut / Aufzucht – wird auch euch packen.

Und nicht vergessen – Bienen und Insekten sind unser wertvollstes Gut. Wir Menschen brauchen sie, um zu überleben – wer würde sonst unsere Blüten bestäuben, damit daraus Früchte werden?

 

Auf Bald, eure Elfe!